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Renale Denervation

Therapierefraktäre arterielle Hypertonie


Die therapierefraktäre Hypertonie ist ein häufiges klinisches Problem sowohl in der Hausarztpraxis als auch in spezialisierten Zentren. Mindestens 5-10 % aller behandelten Hypertonie-Patienten sind hiervon betroffen. Eine therapieresistente Hypertonie liegt defintionsgemäß vor, wenn trotz einer dreifach antihypertensiven Kombinationstherapie – unter Einschluss eines Diuretikums – die Blutdruckwerte weiterhin oberhalb des Zielbereiches bleiben.

 

Renale Denervation

 

Eine Therapieoption bei therapierefraktärer arterieller Hypertonie ist die sogenannte renale Denervation. Obwohl das Konzept der Denervation von renalen sympathischen Nervenfasern schon lange bekannt ist, wurde dieses Verfahren erst durch die Entwicklung von katheterbasierten, interventionellen Radiofrequenzablationen zu einer klinisch relevanten Therapieoption. Die Indikation der renalen Denervation sollte derzeit jedoch nur einem speziellen Patientenkollektiv vorbehalten werden und nach sorgfältiger Prüfung und Ausschluss sekundärer Hypertonieformen, wie beispielsweise Verengungen der Nierenarterien (Nierenarterienstenosen) und hormonelle Ursachen (primärem Hyperaldosteronismus oder Phäochromozytom) erfolgen.

 

Entsprechend den Einschlusskriterien der bisher verfügbaren Studien sollten Patienten diesem interventionellen Verfahren zugeführt werden, wenn der systolische Blutdruck trotz einer optimierten antihypertensiven Therapie mit mehr als drei Substanzklassen nicht unter 160 mmHg (bzw. 150 mmHg bei Patienten mit Typ 2 Diabetes mellitus) zu senken ist. Der (pathophysiologische) Hintergrund hierbei ist eine erhöhte Aktivität von sympathischen Nervenfasern, die sich netzartig um die Nierengefäße legen und z.T. bis in Gefäßwand der Nierenarterien hineinreichen. Aus vielen Studien ist bekannt, dass diese Überaktivität des sympathischen Nervensystems zur Entstehung einer arteriellen Hypertonie und anderen Endorganschädigungen bzw. Komorbiditäten beiträgt.

 

Bei der renalen Denevation erfolgt der Zugang über die Leistenarterie. Zunächst werden beide Nierenarterien zur Beurteilung der Gefäßanatomie und zum Ausschluss einer Nierenarterienstenose dargestellt. Anschließend wird der Radiofrequenz-Ablationkatheter unter Röntgendurchleuchtung in die Nierenarterie eingebracht.  

Radadiofrequenz-Ablationkatheter (Symplicity® Flex- Catheter, Medtronic/Ardian Inc., USA)

Über einen Generator wird die Energieabgabe vollautomatisch gesteuert und kontrolliert. Die Ablationsdauer an einer Stelle beträgt standardisiert 2 Minuten. Durch Rückzug werden an jeder Nierenarterie fünf bis sieben Ablationspunkte im Abstand von 5 mm in zirkulär entlang der Nierenarterien gesetzt. Die Dauer der Intervention beträgt bei beidseitiger Behandlung ca. 45 Minuten.

Darstellung der Nierenarterien mit Radiofrequenz-Ablationkatheter während der Durchführung einer renalen Denervation. Hierbei wird der Katheter zirkulär zurückgezogen und punktuell Radiofrequenzenergie abgegeben.

 

 
Der Erfolg der renalen Denervation bei Patienten mit therapierefraktärer, arterieller Hypertonie wurde in multizentrischen, prospektiven, randomisierten Studien (Symplicity HTN-I & HNT-II) untersucht. In diesen Studien konnte bereits nach drei Monaten ein signifikanter Blutdruckabfall von 20 mmHg systolisch und 7 mmHg diastolisch beobachtet werden. Nach einem Beobachtungszeitraum von 2 Jahren Monaten konnte weiterhin ein systolischer Blutdruckabfall von 33 mmHg (diastolisch 15 mmHg) beobachtet werden. Diese Ergebnisse bestätigen den langfristigen Effekt der renalen Denervation auf die Blutdrucksenkung und lassen auf einen dauerhaften Einfluss schließen. Hierbei ist bei ca. 87-92% der behandelten Patienten von einem Therapieerfolg auszugehen. Im Langzeitverlauf wurden zudem bisher duplexsonographisch, CT- und MR-angiographisch keine lokalen Komplikationen im Bereich der Nierenarterien beobachtet. Insbesondere gab es keine Hinweise auf therapiebedingte Nierenarterienstenosen.

 

Insgesamt ist die renalen Denervation eine vielversprechende Therapieoption bei therapierefraktärer arterieller Hypertonie.

Ansprechpartner:
Prof. Dr. med. Oliver Dörr
Tel: 0641-985 42635

Termine:
Ambulanz für therapierefraktäre arterielle Hypertonie
Medizinische Klinik I - Kardiologie/Angiologie
Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH, Standort Gießen
Klinikstraße 33
35390 Gießen
Tel.: 0641-985-57110
Fax: 0641-985-42109