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TIPSS

Transjugulärer Portosystemischer Stent Shunt (TIPSS)

Die Leberzirrhose, ein narbiger Umbau der Leber, führt zu einem Hochdruck im Blutkreislauf von Leber und Magen-Darm-Trakt (Pfortaderhochdruck = portale Hypertension). Dies führt zu Ausbildung von Umgehungskreisläufen, die sich als Krampfadern in Speisröhre, Magen oder um den Bauchnabel äußern können. Bei Pfortaderhochdruck erhöht das Blutvolumen in diesen Umgehungswegen. In der Folge kann es zu Einrissen der Gefäßwände und nachfolgenden lebensbedrohlichen Blutungen (z.B. Ösophagusvarizenblutungen) kommen. Eine weitere Folge des Pfortaderhochdruckes ist die Ausbildung Bauchwasser (Aszites), das nicht immer ausreichend medikamentös behandelt werden kann. Darüber hinaus bergen wiederholte Aszitespunktionen das Risiko einen Eiweißmangel bzw. eine Bauchfellentzündung zu entwickeln. Mittlerweile wird diese Behandlung bereits verhältnismäßig frühzeitig in den entsprechenden Behandlungsleitlinien empfohlen.

Die interventionell-radiologische Anlage eines transjugulären intrahepatischen portosystemischen Shunts, einer Kurzschlussverbindung zwischen Lebervene und Pfortader, ist ein minimal-invasives Verfahren, den Druck im Pfortaderkreislauf zu senken. Als minimal-invasive Verfahren hat es operative Prozeduren aufgrund einer deutlich geringeren Komplikationsrate und besserer Langzeitergebnisse abgelöst.

Der Eingriff wird in Analgosedierung oder in Narkose vorgenommen. Über die rechte tiefe Halsvene wird unter Röntgendurchleuchtung eine Lebervene sondiert. Von hier aus wird mit einer speziellen Nadel unter Röntgendurchleuchtung oder Ultraschallkontrolle durch das Lebergewebe hindurch die Pfortader punktiert. Dieser künstliche Gang wird danach mit einem Ballon geweitet und mit einem beschichteten Stent stabilisiert. Durch Messung des Blutdruckes im Pfortaderkreislauf kann der Durchmesser und damit der Durchfluss durch diesen künstlichen Kurzschluss (Shunt) genau auf die patientenindividuellen Bedürfnisse angepasst werden. In derselben Untersuchung können ohne eine erneute Punktion größere Umgehungsgefäße/Krampfadern mit Gewebekleber oder Metallspiralen verschlossen werden. Damit wird sowohl der Abfluss des Blutes über den Shunt zu verstärkt als auch das Blutungsrisiko reduziert.

Mögliche Nebenwirkungen der Prozedur sind z.B. vorübergehender lokaler Leberschmerz oder ein Druckgefühl im Bauch. Blutungen in den Bauchraum sind sehr selten. Ist der Durchmesser des TIPSS zu groß, kann die Leber das Blut nicht mehr ausreichend entgiften. Das kann zu Konzentrationsmangel, Müdigkeit und Koordinationsstörungen auftreten. Das kann jedoch gut auf demselben Wege wie die Anlage durch eine Reduktion des Durchmessers des TIPSS-Traktes behandelt werden. Um diese Nebenwirkungen überwachen und ggf. entsprechende Symptome behandeln zu können wird dieser Eingriff stationär durchgeführt.

Indikationen zur TIPSS (Checkliste.pdf) :

  • Mittel- bis hochgradiger Aszites, der medikamentös nicht 
  • ausreichend behandelt werden kann
  • Akute Varizenblutung (Notfall)
  • Sekundärprophylaxe von nach vorangegangenen 
  • Varizenblutungen
  • Prophylaxe einer Erstblutung
  • Budd-Chiari-Syndrom
  • Ausgeprägte Splenomegalie 

Tel.: +49 (0) 6421 58 66700
radiologie@med.uni-marburg.de

 

 

 

https://intern.ukgm.de/ugm_2/deu/umr_rdi/Bilder/TIPPS_2.jpg
Angiogramm der Pfortader während einer TIPPS-Prozedur

 

https://intern.ukgm.de/ugm_2/deu/umr_rdi/Bilder/TIPPS_4.jpg
Abschlussbild nach Anlage einer TIPSS