Ein Unternehmen der RHÖN-KLINIKUM AG

Patienteninformation Erkrankungen des Dickdarms und Enddarms

In unserer Klinik werden alle chirurgischen Erkrankungen des Dickdarms und Enddarms behandelt. Hierzu zählt die Divertikulitis (Entzündung von Ausstülpungen des Darms), komplizierte Verläufe der Colitis ulcerosa und des Morbus Crohn sowie die Tumorerkrankungen des Dickdarms und Enddarms. Alle Erkrankungen des Darmes werden im Darmzentrum behandelt. Das Darmzentrum ist nach DIN ISO und nach ONKOZert zertifiziert, es ist also ein durch zentrale Begutachtungskommissionen “abgenommenes“ Zentrum. (link: Zertifikate)

1. Divertikulitis

Von diesen Erkrankungen ist die Divertikulitis die bei Weitem häufigste. Nach dem zweiten unkomplizierten Schub oder nach dem ersten komplizierten Schub einer Sigmadivertikulitis wird in der Regel die Empfehlung zur Dickdarmteilentfernung des S-förmigen Darmes (Sigma) gegeben. Diese wird heutzutage in der Regel minimal-invasiv (laparoskopisch) ausgeführt. In den letzten Jahren hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass Patienten nach einer Dickdarmteilentfernung frühzeitig nach der Operation wieder mit der Nahrungsaufnahme beginnen sollten. Dieses so genannte Fast-Track-Konzept wird konsequent in der Nachbehandlung nach Dickdarmteilentfernungen angewandt. Hierdurch wird vermieden, dass eine längere Nüchternheit den Allgemeinzustand nach einer solchen Operation verschlechtert. Wichtiger Bestandteil dieses Konzeptes ist aber auch, dass Patienten vor einer Operation am Dickdarm nicht mehr den gesamten Darm in einer aufwendigen Prozedur spülen müssen.
 

2. Colitis ulcerosa/ Polypöse Darmerkrankungen

Bei schweren Verläufen oder bei Entwicklung fortgeschrittener Adenome besteht bei der Colitis ulcerosa die Indikation zur Proktokolektomie, der Entfernung des gesamten Dickdarmes. In der Regel wird die Kontinuität der Darmpassage durch einen Dünndarm-Pouch (Reservoirbildung aus einer Dünndarmschlinge) wieder hergestellt. Nach solchen Operationen ist zusätzlich zur operativen Behandlung die Versorgung nach der Operation, insbesondere auch die langfristige Nachsorge, entscheidend für ein Gelingen des Eingriffs. Selten wird eine solche Operation auch aufgrund einer Familiären Adenomatösen Polyposis coli (FAP, erbliche Entwicklung von zahlreichen Dickdarmpolypen mit hoher Entartungstendenz) erforderlich.
 

3. Tumore des Dick- und Enddarmes

Neben den entzündlichen Erkrankungen des Dickdarms spielen die Tumoren des Dickdarms und Enddarms in unserer Klinik eine große Rolle. Im Klinikum stehen alle diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen für die Behandlung der Tumoren des Dickdarms und Enddarms zur Verfügung. Hierzu zählt die Endosonographie und Magnetresonanztomographie des kleinen Beckens, die Sonographie und Computertomographie, die Manometrie und in seltenen Fällen die Defäkographie. Durch eine enge Kooperation mit den niedergelassenen Kollegen können in aller Regel unnötige Doppeluntersuchungen vermieden werden.
Nachdem in den vergangenen Jahren nachgewiesen wurde, dass die laparoskopische Operationstechnik der offenen Operationstechnik gleichwertig ist, bieten wir im Regelfall die operative Dickdarmteilentfernung bei Dickdarmtumoren laparoskopisch, also minimal-invasiv über die Schlüssellochtechnik an. Sollten Patienten das offene Vorgehen vorziehen oder Vorerkrankungen im Bauchraum einem laparoskopischen Vorgehen entgegenstehen, kann die Operation im Ausnahmefall auch offen, also über einen Bauchschnitt ausgeführt werden. Tumoren des Enddarms werden in unserer Klinik häufig operativ behandelt. Durch Beteiligung an internationalen Studien hat die Klinik zur Weiterentwicklung der Behandlung des Enddarmkrebses wesentlich beigetragen. Heute weiß man, dass bei den meisten Enddarmtumoren eine Vorbehandlung durch Strahlen- und Chemotherapie die langfristigen Ergebnisse der Operation verbessert. Jeder Patient mit einem Enddarmtumor wird zuvor in unserer interdisziplinären Tumorkonferenz besprochen und die Behandlung speziell auf das vorliegende Tumorstadium zugeschnitten.
In der Regel kann bei der operativen Behandlung von Enddarmtumoren ein dauerhafter künstlicher Darmausgang vermieden werden, bei sehr nah am Schließmuskel gelegenen Tumoren muss dieser bei etwa 15 % der Erkrankten entfernt werden, so dass eine dauerhafte Anlage eines künstlichen Darmausganges nicht umgangen werden kann. Bei Anlage eines vorübergehenden künstlichen Darmausganges, der bei Tumoren der unteren Enddarmanteile mit Anlage gefährdeter Anastomosen (Nahtverbindungen) erforderlich ist, wird dieser nach wenigen Wochen zurückverlagert.
Durch moderne Behandlungskonzepte haben sich in den letzten Jahren die Aussichten nach Behandlung von Enddarmtumoren deutlich verbessert. Bei fortgeschrittenen Tumoren, die Nachbarorgane wie die Prostata, Blase oder die Gebärmutter mit betreffen, kann durch Zusammenarbeit mit kooperierenden Teams aus den Kliniken für Urologie und Gynäkologie sowie der Klinik für Strahlentherapie durch ein gemeinsames Vorgehen häufig noch eine vollständige Tumorentfernung ermöglicht werden. Außerdem ist die Marburger Klinik eines der wenigen Zentren in Deutschland, an denen eine intraoperative Strahlentherapie durchgeführt werden kann. In besonderen Situationen ist es auf diese Weise möglich, eine hohe Strahlendosis unter Schonung von Dünndarm und anderen Organstrukturen direkt an den Ort des Tumorsitzes zu verabreichen. Zur Nachbehandlung und zur Tumornachsorge arbeitet die Klinik für Visceral-, Thorax- und Gefäßchirurgie eng mit den niedergelassenen einweisenden Ärzten zusammen.