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HSV-Diagnostik

Virusdiagnostik bei V. a. eine durch HSV 1 oder HSV 2 hervorgerufene Symptomatik

1. Die Untersuchung auf Antikörper gegen HSV ist nahezu ausschließlich dann sinnvoll, wenn die Frage geklärt werden soll, ob die betreffende Person bereits Träger von HSV 1 und/oder HSV 2 ist (Durchseuchung). Die Antikörpertests mancher Hersteller können Antikörper gegen HSV 1 bzw. HSV 2 ohne gegenseitige Kreuzreaktion nachweisen.
Ein ätiologischer Zusammenhang zwischen HSV 1 oder HSV 2 und einem aktuellen Krankheitsgeschehen ist durch Antikörperuntersuchungen ausschließlich im Falle einer Erstinfektion nachzuweisen, u. zw. wenn es gelingt, eine Serokonversion festzustellen (1. Probe enthält keine HSV-spezifischen Antikörper, Verlaufsprobe ist positiv für HSV-spezifische Antikörper).

Begründung:
Der Titer HSV-spezifischer Antikörper korreliert nur schwach mit dem Krankheitsgeschehen: Man findet hohe Antikörpertiter und signifikante Titeranstiege auch bei Personen, die keinerlei entsprechende Symptomatik zeigen oder anamnestisch angeben können. Umgekehrt findet man niedrige Antikörpertiter bei Patienten, die unter häufig rezidivierenden HSV-Rekrudeszenzen leiden. Analoges gilt für HSV-spezifische IgM-Antikörper.

2. Die Ätiologie einer HSV-verursachten Erkrankung kann deshalb fast ausschließlich durch Nachweis des Virus oder von spezifischen Virusbestandteilen nachgewiesen werden:

- Bläschen auf der Haut werden in dem Stadium punktiert, in dem sie mit seröser Flüssigkeit gefüllt sind. Dazu bieten sich eine dünne 1ml Spritze und eine Subkutankanüle an. Das Punktat (normalerweise einige Mikroliter) wird in der Spritze belassen und ohne Zusätze in das virusdiagnostische Labor geschickt; Schutz vor Erwärmung verhindert dabei das Eintrocknen.

- Schleimhautläsionen durch HSV sieht man in der Regel nicht als mit serösem Inhalt gefüllte Bläschen, sondern als flache Ulcera. Sollten Bläschen vorhanden sein, geht man vor wie bei „Bläschen auf der Haut“ beschrieben. Bei Ulcera geschieht die Diagnostik über das Anfertigen eines Abstrichs. Im virusdiagnostischen Labor sind entsprechende Abstrichröhrchen zu erhalten, deren Watteträger in einer gefrorenen Flüssigkeit („Isolierungsmedium“) steckt.

Die Abstrichröhrchen müssen so aufbewahrt werden, daß das Medium bis zum Gebrauch gefroren bleibt. Zum Gebrauch wird es in der Hand oder mit Hilfe von warmem Wasser (nicht über 37 °C!) aufgetaut.

Der Abstrich soll besonders am in der Regel hellroten Rand der Ulcera durchgeführt werden; das normalerweise fibrinös belegte Zentrum des Ulcus ist nicht ergiebig. Es können mehrere Ulcera mit demselben Watteträger abgestrichen werden. Anschließend wird der Watteträger wieder in das Isolierungsmedium verbracht und senkrecht stehend ins Viruslabor transportiert, bei warmem Wetter unter Wärmeschutz.

- Die HSV-Enzephalitis und die HSV-Meningitis können durch Nachweis von Virusgenomen im Liquor diagnostiziert werden. Die Liquorprobe wird nativ ins virusdiagnostische Labor geschickt.

Literatur: z. B. Clinical Infectious Diseases 26, 547 (1998)

Stand: 16.07.2009