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Enterovirusdiagnostik

Virologische Diagnostik von Enterovirusinfektionen

(Diagnostik bei Peri-/Myocarditis s. besonderes Informationsblatt)

Allgemeines
1. Nichtkardiale Enterovirusinfektionen heilen beim Immungesunden nach der akuten Phase aus. Enterovirusdiagnostik ist deshalb zum Zweck der ätiologi-schen Klärung chronischer Erkrankungen nicht sinnvoll.

2. Enteritiden werden, wenn überhaupt, nur sehr selten von Enteroviren verur-sacht und sind normalerweise keine Indikation zum Enterovirusnachweisver-such.

3. Den Antikörperstatus vor oder nach einer Polioschutzimpfung zu bestimmen ist teuer und aufwenig (Neutralisationstest, s. u.) und deshalb nicht üblich. Im Zweifel sollte (nochmals) geimpft werden.

4. Das seit einiger Zeit diskutierte Post-Polio-Syndrom kann durch virologische Labormethoden nicht verifiziert oder ausgeschlossen werden.

5. Intrauterine Enterovirusinfektionen sind nicht dokumentiert. Ein V. a. intra-uterine Infektion ist deshalb keine Indikation zur Enterovirusdiagnostik.

Diagnostik
Enterovirusinfektionen werden durch den Nachweis des Erregers diagnostiziert, nicht durch Antikörperbestimmungen.

Begründung:
Es gibt z. Zt. keinen Test, der Antikörper gegen alle Enteroviren oder gegen bestimmte Gruppen von Enteroviren zuverlässig erfaßt. Der einzige zuverlässige Test auf Antikörper gegen Enteroviren ist der sog. Neutralisationstest (NT), mit dem je Testansatz nach Antikörpern gegen einen einzigen der ca. 70 definierten Enterovirustypen gesucht werden kann. Um auch nur die zu einem bestimmten Zeitpunkt häufigsten Enterovirustypen zu erfassen, müßten je Patient ca. 15 bis 20 NTs durchgeführt werden. Da der NT sehr arbeitsintensiv ist, ist das nicht möglich.
Die Technik des NT unter Verwendung von Zellkulturen setzt voraus, daß das betreffende Virus sich in einer Zellkultur vermehren läßt, was bei den meisten Coxsackie A Viren nicht der Fall ist, so daß mit diesen Viren ein NT unter Verwendung von Versuchstieren, normalerweise neugeborenen Mäusen, durchgeführt werden müßte.
Der Enterovirusnachweis geschieht durch den Nachweis einer spezifischen Genom-sequenz mit Hilfe einer Nukleinsäureamplifikationstechnik (NAT).
Bei positivem Befund kann der Enterovirustyp durch Sequenzierung des Amplifikates bestimmt werden. Das Ergebnis erlaubt die Differenzierung Poliovirus / Nicht-Polio-Enterovirus (NPEV) und kann für die Beantwortung epidemiologischer Fragen wichtig sein.
Da die medizinischen Maßnahmen bei Enterovirusinfektionen für alle NPEV gleich sind, sollte die Sequenzierung nur bei entsprecheder Indikation veranlaßt werden.

Zum Virusnachweisversuch eignen sich je nach Symptomatik und Zeitspanne, die nach dem Erkrankungsbeginn bereits vergangen ist, unterschiedliche Materialien:

• Meningitis: Ein Enterovirusnachweis aus Liquor ist beweisend für die Ätiolo-gie. Der Nachweisversuch ist bei immunkompetenten Patienten aber nur für wenige Tage nach Beginn der ZNS-Symptomatik sinnvoll. Später im Krankheitsverlauf hilfsweise Diagnostik wie bei:

• Sommergripppe: Rachenabstrich (sinnvoll für ca. 10 Tage nach Beginn der Symptomatik) und/oder Stuhlproben (sinnvoll für > 2 Wochen nach Beginn der Symptomatik); Rachenabstriche und Stuhlproben: Cave asymptomatische Enterovirusinfekti-on (mehr als 95 % aller Enterovirusinfektionen!) bei Symptomatik anderer Ätio-logie!

• (nicht-eitrige) Konjunktivitis: Konjunktivalabstriche, sinnvoll während der Dauer der akuten Entzündung

Stand: 16.07.09