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Speicheldrüsenerkrankungen

Erkrankungen der Speicheldrüsen haben vielfältige Ursachen. Es können dabei isoliert die Speicheldrüsen betroffen sein oder es liegt eine Systemerkrankung mit Beteiligung anderer Organe zugrunde. Die Diagnostik und Therapie ist komplex und wurde in den letzten Jahren insbesondere durch die Entwicklung minimal-invasiver, endoskopischer Verfahren geprägt. Hierdurch lassen sich heutzutage vielfach invasive Eingriffe mit einer erhöhten Morbidität vermeiden. Wir bieten unseren Patienten das komplette diagnostische und therapeutische Spektrum zur Behandlung von Speicheldrüsenerkrankungen an.

Entzündliche Erkrankungen  

Entzündliche Erkrankungen machen den größten Anteil aller Speicheldrüsenerkrankungen aus. Es können dabei sowohl virale als auch bakterielle Infektionen vorliegen, welche zumeist die großen Speicheldrüsen betreffen. In Abhängigkeit der Ursache kann ein entzündliches Geschehen akut, rezidivierend oder chronisch verlaufen. Die häufigste Ursache ist dabei eine Verlegung (Obstruktion) des Gangsystems der großen Speicheldrüsen, welche zumeist durch das Auftreten von Speichelsteinen (Sialolithiasis) bedingt ist.  Betroffen hiervon ist zumeist die Unterkieferspeicheldrüse, gefolgt von der Ohrspeicheldrüse. Weitere mögliche Ursachen sind eine verminderte Flüssigkeitszufuhr, systemische Infektionen bzw. autoimmunologische Erkrankungen.

Klinisch zeichnet sich ein entzündliches Geschehen durch eine schmerzhafte Schwellung der betroffenen Drüse aus, welche im Falle einer Obstruktion abhängig von der Nahrungsaufnahme auftreten kann. Als diagnostisches Mittel der 1. Wahl gilt neben der klinischen Untersuchung die Sonographie. Eine Speicheldrüsenendoskopie kann die Diagnostik ergänzen. Dieses minimal-invasive Verfahren ermöglicht es in vielen Fällen die Ursache einer Obstruktion im Gangsystem direkt sichtbar zu machen und ggf. auch in gleicher Sitzung therapeutisch zu intervenieren.

Es ist davon auszugehen, dass europaweit jährlich mehr als 10.000 Patienten aufgrund einer Sialolithiasis stationär behandelt werden müssen. Während früher zumeist eine operative Entfernung der kompletten Drüse notwendig  war, ist es heutzutage mit Hilfe nicht- bzw. minimal-invasiver Verfahren möglich drüsenerhaltend zu behandeln.

Wir bieten in unserer Klinik das komplette Spektrum aller diagnostischen wie auch therapeutischen Verfahren zur Behandlung obstruktiver Speicheldrüsenerkrankungen an.

 

Nicht-entzündliche Erkrankungen

Zu den nicht-entzündlichen Erkrankungen zählen die sog. Sialadenosen. Es handelt sich hierbei um eine beidseitige schmerzlose Schwellung meist der Ohrspeicheldrüsen, welche auf eine Sekretionsstörung der Drüsenzellen zurückzuführen ist. Die Ursachen sind dabei vielfältig.  Als mögliche Ursachen kommen u.a. Diabetes mellitus, Hypophysen- und Schilddrüsenerkrankungen, sowie ein Vitamin- und Proteinmangel im Rahmen einer Mangelernährung in Frage. Meist lässt sich die  Diagnose anhand der Klinik und den sonographischen Befunden stellen. Zur Sicherung der Diagnose kann eine Probenentnahme aus der Ohrspeicheldrüse erforderlich sein. Die Behandlung der Sialadenosen umfasst letztlich die Behandlung der Grunderkrankung.

 

Tumoröse Erkrankungen

Tumoren stellen ein häufiges Krankheitsbild der großen Speicheldrüsen dar. In etwa 80% der Fälle ist hierbei die Ohrspeicheldrüse, gefolgt von der Unterkieferspeicheldrüse und den kleinen Speicheldrüsen betroffen.

Die meisten Speicheldrüsentumoren (ca. 80%) sind gutartig und zeichnen sich durch ein langsames schmerzloses Wachstum aus. Zentraler Bestandteil der Diagnostik gutartiger Speicheldrüsentumoren ist neben einer ausführlichen Anamnese und klinischen Untersuchung die Sonographie der Speicheldrüsen. Die Therapie gutartiger Speicheldrüsentumoren beinhaltet zumeist eine Teilentfernung der Ohrspeicheldrüse unter Erhalt des Gesichtsnerven (partielle Parotidektomie). Um das Risiko einer intraoperativen Verletzung des Gesichtsnerven (N. facialis) zu minimieren wird die Operation unter Verwendung eines Neuromonitorings durchgeführt. Durch einen derartigen Eingriff kann in der Regel eine dauerhafte Heilung erzielt werden.

Neben gutartigen Speicheldrüsentumoren gibt es eine Vielzahl bösartiger Tumorentitäten. Klinisch zeichnen sich bösartige Tumoren durch ein schnelleres Wachstum ggf. mit einer begleitenden Gesichtsnervenlähmung (Fazialisparese) aus. Die Diagnostik kann bei Verdacht auf ein malignes Geschehen durch eine sonographisch gesteuerte Biopsie sowie eine MRT bzw. CT ergänzt werden. Therapeutisch ist vielfach ein interdisziplinäres Vorgehen aus Operation und anschließender Radiotherapie unter Einbezug der regionären  Lymphabflusswege indiziert. Das operative Vorgehen beinhaltet dabei in der Regel neben einer kompletten Entfernung der  betroffenen Drüse ggf. eine Resektion und Rekonstruktion des Gesichtsnerven sowie eine Neck dissection. In unserer Klinik erfolgt die Behandlung von Patienten mit bösartigen Speicheldrüsentumoren interdisziplinär in einem von der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) zertifizierten Kopf-Hals-Tumorzentrum, welches Teil des Comprehensive-Cancer-Center (CCC) Marburg ist.

 

Ihr Team der Sektion Speicheldrüsen

 

Prof. Dr. Urban W. Geisthoff

PD Dr. Stephan Hoch