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Sprach-/ Sprechstörungen

Sprachdiagnostik bei Kindern und Erwachsenen
Störungen der kindlichen Sprachentwicklung
Zentrale Sprach-/ und Sprechstörungen (Aphasie, Dysarthrie/Dysartrophonie)
Redeflußstörungen (Stottern, Poltern), Resonanzstörungen (Rhinophonie "Näseln")

Sprach- und Sprechstörungen sind ein zentraler Bestandteil der phoniatrischen und pädaudiologischen Sprechstunde. Wir unterscheiden dabei zwischen Störungen der kindlichen Sprachentwicklung,  zentralen Sprach- und Sprechstörungen, Redeflussstörungen und Resonanzstörungen. Eine Reihe von spezialisierten Testverfahren kommen in der Diagnostik zum Einsatz. Immer müssen jedoch vorab Hörstörungen ausgeschlossen werden.

1. Störungen der kindlichen Sprachentwicklung

Störungen der kindlichen Sprachentwicklung haben verschiedene Ursachen (z. B. Störungen im sozialen, kulturellen oder emotionalen Bereich, hirnorganische Erkrankungen). Nicht immer lassen sich Ursachen für eine Störung der Sprachentwicklung finden. Häufig liegen jedoch unerkannte Hörstörungen zugrunde. Daher ist der obligate Bestandteil der kindlichen Sprachentwicklungsdiagnostik die Überprüfung des Hörvermögens.

Je nach Schweregrad der Sprachentwicklungsbeeinträchtigung unterscheiden wir:

  • Sprachentwicklungsverzögerungen (SEV): Nur leichte Verzögerung, Ursache nicht ermittelbar.
  • Sprachentwicklungsstörungen (SES): Schwere bzw. erhebliche Verzögerung, eine oder mehrere Ursachen sind bekannt und zu benennen.
  • Sprachentwicklungsbehinderungen (SEB): Häufig durch globale Beeinträchtigung der Hirnleistung hervorgerufen, meist mit Mehrfachschädigungen und Hörstörungen einhergehend.

Was ist eine Sprachentwicklungsverzögerung?

Die normale Sprachentwicklung verläuft über Jahre. Es lassen sich aber markante Eckdaten in dieser Entwicklung nachweisen. So stellt das erste Schreien eines Säuglings nach der Geburt den Beginn der Sprachentwicklung dar.

  • Kinder können ab dem 6. Monat Laute verdoppeln (absichtliche Lautnachahmung)
  • ab 8-10 Monaten entwickelt sich das Wortverständnis
  • mit ca. 12 Monaten werden erste Worte gebildet (ma-ma, pa-pa)
  • mit 18 -20 Monaten kommt es zur „Wortschatzexplosion“
  • mit 20-24 Monaten entstehen Wortkombinationen (Mama da)
  • ab 28 Monaten entwickeln sich erste grammatikalische Strukturen
  • ab 2,5-4 Jahren Erweiterung des Wortschatzes, Bildung von Konsonanten und ihrer Verbindungen. Anfänglich werden Laute gebildet, die für das Kind einfach sind, weil es sie mit den Augen abschauen kann, z. B. p, b, m, l und die Vokale a, e, i, o, u.

Die normale Sprachentwicklung sollte mit 5 Jahren abgeschlossen sein. Das bedeutet, dass ein Kind in der Lage ist, alle Laute (bis auf den S-Laut) richtig auszusprechen, dass es Sätze mit einfacher Grammatik bilden kann, und dass es einen kindgemäßen Wortschatz besitzt. Von einer Sprachentwicklungsverzögerung spricht man, wenn der zeitliche Ablauf der normalen Sprachentwicklung verzögert eintritt.

Im Rahmen einer solchen Entwicklungsverzögerung kann es auch zu Auffälligkeiten kommen:

  • in der Aussprache (Dyslalie)
  • im richtigen Erwerb und Gebrauch von grammatikalischen Regeln (Dysgrammatismus) und
  • im Sinne eines eingeschränkten Bedeutungswissens (Störung der Semantik)
  • im Sprachverständnis

Was versteht man unter einer Dyslalie?

Eine Dyslalie (deutsch: Stammeln) ist die Unfähigkeit, bestimmte Laute richtig zu bilden, ohne dass eine organische Störung im Mundbereich vorliegt. Die betroffenen Laute werden entweder weggelassen oder durch andere Laute ersetzt ("neemann" statt Schneemann, "dabel" statt Gabel).

Welche Ursache kann eine Dyslalie haben?

Während der Sprachentwicklung treten bei allen Kindern Stammelfehler auf, da die richtige Lautbildung erlernt werden muss. Die ersten Laute werden mit den Lippen (m, b, p) gebildet und können vom Kind beim Erwachsenen abgeschaut werden. Durch diese "Hilfestellung" bereiten diese Laute den meisten Kindern wenig Probleme. Die schwierigen Laute und ihre Verbindungen stellen für viele Kinder eine Schwierigkeit dar. Es handelt sich um g, k, r, s, sch und ch. Das Erlernen aller Lautverbindungen verlangt motorische Geschicklichkeit und ein gutes Hörvermögen.

Was bedeutet Dysgrammatismus?

Als Dysgrammatismus wird eine Störung bezeichnet, die sich durch den Gebrauch einer unkorrekten Satzbildung oder durch fehlerhafte Beugung von Verben (u. a.) zeigt. Dies tritt entwicklungsbedingt während der Sprachentwicklung auf. Man nimmt an, dass für den Erwerb von grammatikalischen Regeln angeborene Fähigkeiten bestehen. Kinder lernen die Grammatik durch eigenen Gebrauch im Vergleich zu der Sprache von Erwachsenen. Wenn die grammatikalischen Auffälligkeiten sehr groß sind, sollte die gesamte Sprachentwicklung überprüft werden.

Wann und wo sollte ich mein Kind untersuchen lassen?

Stellt sich die Sprachentwicklung nicht bis zu 1,5 Jahren in Form von einfachen Worten ein, ist eine Vorstellung beim Facharzt für Phoniatrie und Pädaudiologie dringend zu empfehlen.  Hier muss eine für die Entwicklung des Kinds bedeutsame Hörstörung ausgeschlossen werden. Dies ist auch erforderlich, wenn mit 3-4 Jahren noch sehr viele Laute nicht richtig gebildet werden können oder große grammatikalische Auffälligkeiten bestehen.

2. Zentrale Sprach- und Sprechstörungen (Aphasie, Dysarthrie/Dysartrophonie)

Zentrale Sprachstörungen werden durch hirnorganische Schädigungen verursacht und können sowohl vor als auch nach Abschluss des Spracherwerbs auftreten, häufig in Kombination mit motorischen und sensorischen Störungen. Frühzeitige pädagogische und logopädische Förderung können die Therapieergebnisse entscheidend verbessern.

3. Redeflussstörungen (Stottern, Poltern)

Wir unterscheiden bei den Redeflussstörungen zwischen Stottern und Poltern:

 Stottern

Klonisches Stottern ist durch Wiederholung von Lauten, Silben oder Wörtern gekennzeichnet.
Tonisches Stottern liegt vor, wenn der Sprechablauf durch Dehnungen oder Blockaden gestört ist.
In der Folge kann sich eine Dyskoordination zwischen Atmung und Stimmgebung entwickeln, verbunden mit Sprechangst und Vermeidungsverhalten. Mitunter tritt entwicklungsbedingtes vorübergehendes Stottern auf. Eine länger als ein halbes Jahr bestehende Stottersymptomatik bedarf der Vorstellung beim Phoniater.

Poltern

Charakteristische Symptome des Polterns sind ein schnelles, überstürztes Sprechtempo (intraverbal) oder zwischen den Wörtern (interverbal) mit Auslassungen, Veränderungen und Verschmelzung von Lauten, Silben oder Wörtern, Wortumstellungen und Umschreibungen. In der Folge kann sich eine Dyskoordination der Artikulationsmotorik mit Ausatmungs- und Phonationsbewegungen einstellen. Im Gegensatz zum Stottern tritt bei Konzentration eine Verbesserung des Sprechablaufs ein.

4. Resonanzstörungen (Rhinophonie "Näseln")

Eine der häufigsten Resonanzstörungen ist die Rhinophonie. Bei der Rhinophonie, dem sog. Näseln, liegt eine Störung von Stimmklang und Sprachfärbung durch unphysiologische Luftstromführung vor (z.B. bei Gaumenspalten, nach Tonsilektomie, bei Nasenpolypen etc.).

Behandlung von Sprach- und Sprechstörungen

Ergänzend zu den speziellen Testverfahren wenden wir entwicklungspsychologische Untersuchungen an. Eine logopädische Sprachtherapie kann an unserer Abteilung oder der Staatlichen Schule für Logopädie durchgeführt werden.

Weitere Informationen

  • Beushausen, Ulla/ Klein, Susanne: Sprachförderung. Ein Ratgeber für Eltern, Therapeuten und Erzieher. Idstein: Schulz Kirchner (2007). ISBN 3-8248-0527-3
  • Rotmann, A. et al.: Eltern Ratgeber-Sprachtherapie. Konstanz: Trialogo (1999). ISBN 3-930938-35-9


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