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Materialentnahme & Transport

Empfehlungen zu Materialentnahme und Probentransport

Materialentnahme und Probentransport
Infektionsdiagnostik ist häufig ein logistisches Problem. Optimal ist die umgehende Verarbeitung des Materials im Labor. Ist dies nicht möglich, sollten Transportmedien verwendet und bestimmte Minimalbedingungen eingehalten werden. Grundsätzlich sollte die Materialabnahme vor der Antibiotikagabe erfolgen.

Gewinnung von Untersuchungsmaterial:

Blutkulturen
Blutentnahme (20 ml) durch Venenpunktion nach gründlicher Hautdesinfektion (Einwirkzeit 1-2 Minuten). Kanüle wechseln und jeweils 10 ml in aerobe bzw. bei Verdacht auf Anaerobier-Infektion in anaerobe Blutkulturflasche geben; für Kleinkinder Spezialflaschen benutzen (Verhältnis Blut : Nährlösung 1:10). Entnahme vor Antibiotika-Gabe, am besten im Fieberanstieg. Unter Antibiotika-Therapie Blutentnahme unmittelbar vor der nächsten Applikation; möglichst Blutkultur-Flaschen mit Adsorberharzen verwenden, die einen Teil der Antibiotika adsorbieren. Blutentnahme aus Kathetern nur zum Nachweis einer Katheterinfektion. Blutkulturen bei Raumtemperatur lagern.

Serum
Je nach Anzahl der gewünschten Untersuchungen 2-10 ml Venenblut ohne Zusatz in steriles Röhrchen aufnehmen. Lagerung bei 4°C. Bei längerem Transport abzentrifugiertes Serum verschicken. Bei -20 °C können Serumproben über längere Zeit aufbewahrt werden.

Liquor
Entnahme unter streng aseptischen Bedingungen. Transport entweder in sterilem Röhrchen oder bei längerer Transportdauer in Blutkulturflaschen verimpfen.
Lagerung: Raumtemperatur.

Punktate
Nach sorgfältiger Hautdesinfektion Punktion des Eiterherdes und Aspiration in sterile Spritze. Zum Transport Aspirat entweder in der Spritze belassen und den Konus verschließen oder in Transportmedium oder Blutkulturflasche überführen.
Lagerung: Raumtemperatur.

Biopsien
Steril gewonnene Gewebeproben in flüssigem Transportmedium oder NaCl versenden.
Lagerung: max. 24h bei Raumtemperatur.

Wundabstrich
Wundsekret aus dem Bereich der stärksten Sekretion entnehmen. Falls wenig Sekret, evtl. Gewebeexzision vom Wundrand. Bei tiefen Wunden anaerobe Transportmedien verwenden. Lagerung max. 24 h bei Raumtemperatur.

Abstriche
Bei trockenen Oberflächen Tupfer mit NaCl oder Nährlösung befeuchten. Tupfer in Transportmedium versenden. Bei Verdacht auf Anaerobier: Spezialtransportmedium verwenden.
Lagerung: max. 24 h bei Raumtemperatur.

Sputum
Am besten "Morgensputum" nach gründlicher Mundspülung gewinnen. Wichtig ist die Patientenanleitung. Expektoration evtl. durch Inhalation hypertoner Salzlösungen provozieren.
Lagerung: max. 4 h bei Raumtemperatur oder 24 h bei 4°C.

Trachealsekret
in steriles Röhrchen absaugen, am besten in vorgefertigte "Falle" des Einmal-Absaug-Sets. Bei zähem Trachealsekret mit 5-10 ml physiol. NaCl spülen.
CAVE: Kontamination mit Lokalanaesthetika vermeiden, sie wirken bakterizid! Lagerung wie Sputum.

Bronchoskopie
Flexibles Bronchoskop möglichst mit Doppelteleskop-Bürstenkatheter verwenden (vermindert Risiko der Kontamination).
Lagerung siehe Sputum.

BAL (Bronchoalveoläre Lavage)
Ca. 20 ml physiologische NaCL instillieren und anschließend über „Falle“ absaugen.
Lagerung siehe Sputum.

Urin
Mittelstrahlurin: nach gründlicher Reinigung des Genitales erste Urinprobe verwerfen, mittlere Portion (5-10 ml) in sterilem Gefäß auffangen.
Katheterurin: bei Dauerkatheter (geschlossenes System) Urin-Entnahme durch Punktion des Katheters mit steriler Monovette (Einmalhandschuhe, Desinfektion der Punktionsstelle!).
Suprapubische Blasenpunktion: nach sorgfältiger Hautdesinfektion Punktion der gefüllten Blase und Aspiration von Urin.
Lagerung: max. 12 h 4 °C, dann Material verwerfen, da Verfälschung der Keimzahlen. Bei längerer Transportdauer Eintauchnährböden, z. B. UricultR, verwenden.

Stuhl
1-5 ml Stuhl in entsprechendem Probengefäß einsenden. Fester Stuhl ist nur zum Nachweis bei Salmonellen-Dauerausscheidern oder von Candida geeignet. Transport: zum Nachweis von Salmonellen/Shigellen unkritisch. Flüssige Stühle maximal über Nacht im Kühlschrank lagern. Bei längerer Transportdauer Verfälschung der Keimzahlen z. B. von Pilzen. Zum mikroskopischen Nachweis von Amöben, Lamblien ist nur frischer Stuhl (körperwarm) geeignet (NICHT notwendig bei molekularbiologischem Nachweis (PCR)).

Magensaft
Zur Untersuchung auf Tuberkulose bei längerer Lagerung mit Phosphatpuffer verdünnen, da sonst die Gefahr einer Schädigung der Mykobakterien im sauren Milieu des Magensafts besteht.

Material für PCR:
Chlamydia trachomatis-, Gonokokken-, Mycoplasmen-PCR:
spezielle Transportmedien verwenden (im Institut f. Med. Mikrobiologie erhältlich).

Gewebe, Biopsien, Liquor, Punktate, Sputum, BAL etc.:
Material ohne Zusatzstoffe (NaCl, Formalin usw.) in sterilem Behälter / Probengefäß einsenden.

Blut (z. B. auf Prokaryonten PCR oder Plasmodien):
ca. 5 ml EDTA-Blut einsenden.