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Facharzt Psychiatrie und Psychotherapie

Weiterbildung zum Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie

Die Psychiatrie zählt zu den vielfältigsten Fächern der Medizin. Ihre Aufgabe ist es, den Menschen an der Schnittstelle zwischen psychischen und somatischen Prozessen in seinen biologischen, psychischen und sozialen Dispositionen wahrzunehmen und zu behandeln. In den letzten Jahren entstanden für das Fach zahlreiche neue Möglichkeiten, die Ätiologie und Pathogenese psychischer Erkrankungen zu erforschen, und deren Diagnostik und Therapie zu optimieren.

Diese Fortschritte bedingen eine Zunahme der theoretischen und praktischen Anforderungen an die Weiterbildung zum Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Um die jungen Psychiaterinnen und Psychiater über alle Phasen ihrer psychiatrisch-psychotherapeutischen Laufbahn für ihre Tätigkeit auszurüsten und sie auf die spätere fachärztliche Arbeit in vielfältigsten Tätigkeitsfeldern wie der stationären oder ambulanten klinischen Versorgung, der Forschung und Lehre oder als Fachgutachter vorzubereiten, wurde an der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Marburg ein strukturiertes Weiterbildungscurriculum etabliert.

Kliniksintern kann dabei das gesamte Weiterbildungscurriculum zum Facharzt beziehungsweise zur Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie gemäß der Weiterbildungsordnung der Landesärztekammer Hessen absolviert werden. Wir verfügen über die volle 48-monatige Weiterbildungsbefugnis. Die einjährige Neurologie-Weiterbildung, die Bestandteil der Facharztausbildung ist, kann an der Klinik für Neurologie des Universitätsklinikums Marburg (in Rotation mit den neurologischen Kollegen) absolviert werden.

Neben dem Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie kann kliniksintern die Zusatzbezeichnung „Geriatrie“ erworben werden (24-monatige Weiterbildungsbefugnis). Die hierfür notwendigen Voraussetzungen können die interessierten Kolleginnen und Kollegen durch die Rotation auf die Spezialstation für neurokognitive Störungen und Alterspsychiatrie sowie die Mitarbeit in der hiesigen Gedächtnissprechstunde erfüllen und so die notwendigen Erfahrungen und das dazugehörige Wissen über die Besonderheiten der Behandlung psychischer Erkrankungen im Alter und über die Diagnostik dementieller Syndrome erwerben.

Die Weiterbildungsordnung für den Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie sieht (neben der Weiterbildung im speziellen Neurologie-Teil) eine strukturierte Weiterbildung zu sowohl allgemein psychiatrischen wie auch zu speziell psychotherapeutischen Inhalten vor. Die für die Facharztreife geforderten Kenntnisse und Fertigkeiten aus dem allgemeinen Psychiatrieteil der Weiterbildungsordnung werden an der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Marburg einerseits im Rahmen der klinisch-praktischen Tätigkeit unter engmaschiger Supervision und Anleitung des jeweiligen Oberarztes, wie auch psychologischen Supervisoren sowie andererseits im Rahmen regelmäßig stattfindender theoretischer Seminare und Unterichtsveranstaltungen vermittelt. Die theoretischen Weiterbildungsveranstaltungen zu den relevanten Themengebieten werden dabei durch interne und externe Referenten angeboten.

Ein besonderes Augenmerk im Rahmen der kliniksinternen Facharztweiterbildung liegt auf der Vermittlung umfangreicher, praktischer Kenntnisse der Psychotherapie, sowie der klassischen Psychopathologie sowie der psychiatrischen Differentialdiagnostik und -therapie. Diese stellen das wichtigste Handwerkszeug des praktisch tätigen Psychiaters dar, neben der Pharmakologie. Zu diesem Zweck werden wöchentlich klinische Fallseminare mit Patientenvorstellung durchgeführt, die neben der Assistentenweiterbildung auch der kontinuierlichen Weiterbildung der Fachärzte, Psychologischen Psychotherapeuten, Psychologen in Ausbildung (PIAs) und interessierten Teilnehmern aus anderen Berufsgruppen (Sozialdienst, Pflegepersonal, Ergo- und Physiotherapeuten) sowie der Ausbildung von Medizinstudenten dienen.

Die Gestaltung der weiteren curriculären Fortbildungsveranstaltungen beinhaltet während des Semesters Vorträge im Rahmen des regelmäßig stattfindenden psychiatrisch-psychotherapeutischen Kolloquiums, in welchem Experten aus unterschiedlichsten klinisch-wissenschaftlichen Bereichen als externe Referenten zu Gast sind. Während der Semesterferien werden speziell die Themengebiete der psychiatrischen Pharmakotherapie, Psychotherapie, der psychiatrischen Diagnostik und der Sozialpsychiatrie in wöchentlichen Veranstaltungen vertieft. Hierbei finden sowohl Seminarveranstaltungen durch Dozenten aus unterschiedlichen Bereichen, wie auch Exkursionen zu regionalen sozialpsychiatrischen Einrichtungen (z. B. Sucht-und Drogenberatungsstellen, Wohnheime und Werkstätten für psychisch Kranke etc.) statt. Neben der Informationsvermittlung zu den Angeboten der jeweiligen Einrichtungen erleichtert dieser Austausch auch die Zusammenarbeit im klinischen Alltag, insbesondere bei der Weitervermittlung von Patienten an die entsprechenden Dienste.

Die Weiterbildungsordnung sieht außerdem eine strukturierte Weiterbildung im speziellen Psychotherapieteil vor. Die fundierte theoretische und praktische Ausbildung in der ärztlichen Psychotherapie ist daher ein weiterer wesentlicher Schwerpunkt der Facharztweiterbildung an der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Marburg. Diese Ausbildung wird in der Hauptsache durch die enge Kooperation der Klinik mit dem Institut für Verhaltenstherapie und Verhaltensmedizin" e.V. (IVV; www.uni-marburg.de/ivv) an der Philipps-Universität Marburg gewährleistet. Das IVV ist ein staatlich anerkanntes Ausbildungsinstitut für Psychotherapie, anerkannt vom Hessischen Landesprüfungsamt für Heilberufe, von der Landesärztekammer Hessen und von der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen. Die Weiterbildungsangebote für Ärzte umfassen dabei einerseits regelmäßig stattfindende Theoriekurse mit dem Schwerpunkt der Verhaltenstherapie. Zum anderen erfolgt auch die praktische Durchführung der für den Erwerb der Facharztbezeichung erforderlichen Psychotherapiestunden in Form von ambulanten Ausbildungstherapien unter kontinuierlicher Supervision. Die Weiterbildungskandidaten führen die ambulanten Therapien nach entsprechendem Antragsverfahren bei den jeweiligen Krankenkassen durch und werden so direkt in die Gegebenheiten der ambulant-psychotherapeutischen Tätigkeit eingeführt. Der IVV-Weiterbildungsgang steht allen Assistenzärzten unserer Klinik offen und wird darüber hinaus auch von externen Weiterbildungskandidaten genutzt. Hier können Sie den Kursflyer einsehen.

Neben den allgemein verhaltenstherapeutischen Weiterbildungsangeboten finden in Kooperation mit dem IVV außerdem regelmäßige Sondercurricula statt, die der vertiefenden Weiterbildung in spezielleren Bereichen dienen. Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit umfassen Themen wie „Interpersonelle Psychotherapie bei Depressionen“, „Cognitive Behaviour Analysis System Psychotherapie (CBASP) für Patienten mit chronischen Depressionen, „Kognitive Therapie bei Schizophrenie“, „Motivational Interview“ oder „Schematherapie“, etc.

Der Transfer der so erworbenen Kenntnisse in die klinisch-praktische Tätigkeit wird außerdem durch Rotationen auf die verschiedenen Spezialstationen der Klinik gewährleistet. Hier bestehen zusätzliche Weiterbildungsangebote zur klinisch-psychotherapeutischen Behandlung der Schizophrenien, chronischen und therapieresistenten Depressionen, Alkoholabhängigkeit, Alterspsychiatrie, Akutpsychiatrie sowie Angst- und Zwangserkrankungen mit jeweils speziellen, stationsinternen Lehrveranstaltungen und gesonderter Supervision.

Eine Beteiligung an den Forschungsaktivitäten der Klinik wird begrüßt, Sie erhalten Anleitung zu eigenen Forschungsprojekten.