Ein Unternehmen der RHÖN-KLINIKUM AG
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Herzklappenoperationen

In unserer Abteilung wird das gesamte Spektrum der Herzklappenchirurgie durchgeführt.
Operationen im Bereich der Herzklappen zählen neben der Aorto-koronaren Bypassoperation zu den häufigsten Herzoperationen des Erwachsenen. Bei einem Großteil dieser Operationen muß die betroffene Herklappe durch ein biologisches oder mechanisches Ventil ersetzt werden. Dazu zählen der einfache Aorten- und Mitralklappenersatz durch biologische oder mechanische Herzklappenprothesen im Rahmen von isolierten Herzklappeneingriffen oder in Kombination mit der operativen Therapie weiterer Herzerkrankungen wie einer Bypassoperation. Ein weiterer Schwerpunkt auf diesem Gebiet ist die rekonstruktive Herzklappenchirurgie, bei der durch komplexe Eingriffe, die erkrankte Herzklappe erhalten werden kann.

Diese Verfahren werden vor allem im Bereich der Mitral-und Trikuspidalklappe als Routineverfahren eingesetzt, da eine Klappenprothese die Funktion der natürlichen Herzklappe nur bedingt nachbilden kann.
Eine Rekonstruktion der schlußunfähigen Aortenklappe wird ebenso im Rahmen der Aortenaneurysma- und Aortendissektionstherapie regelhaft durchgeführt.

Anatomie und Physiologie
Die Hauptfunktion des Herzens besteht darin, den Körper mit sauerstoffreichem Blut zu versorgen. Das Herz besteht aus vier Kammern, dem rechten und linken Vorhof (Atrium) und der rechten und linken Kammer (Ventrikel). Sauerstoffarmes Blut gelangt über eine große untere und obere Hohlvene (Vena cava inferior und superior) in den rechten Vorhof, von wo es über die rechte Herzkammer in die Lungenstrombahn weitergeleitet wird. Nachdem das Blut in der Lunge mit Sauerstoff angereichert wurde, gelangt es über den linken Vorhof in die linke Herzkammer, die das sauerstoffreiche Blut über die Aortenklappe in die Hauptschlagader auswirft, von wo es den gesamten Körper mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgen kann.

Das menschliche Herz besitzt vier Herzklappen, die als Ventile den Blutstrom innerhalb des Herzens lenken. Sie ermöglichen einem Ventil entsprechend einen ungehinderten Vorwärtsfluß des Blutes, gewährleisten aber auch ein Zurückfließen des Blutes. Die Herzklappen öffnen und schließen sich ca. 35-40 Millionen Mal im Jahr. Eine Einschränkung ihrer Funktion beeinträchtigt den gesamten Körper. Man unterscheidet nach ihrem anatomischen Aufbau die sogennanten Segel- von den Taschenklappen, wobei die Segelklappen die Vorhöfe des Herzens von den Herzkammern trennen und die Taschenklappen den Ursprung der aus dem Herzens austretenen großen Arterien bilden.

Ursachen von Funktionsstörung der Herzklappen
Alterungsprozess/ Degeneration
Durch eine natürliche Alterung des Klappengewebes bzw. des Klappenapparates wird das ursprünglich sehr zarte Herzklappengewebe steif und unbeweglich. Im Rahmen dieses Alterungsprozesses kommt es zu Kalkeinlagerungen in den Klappenapparat, zu Verwachsungen und Verschmelzungen der Segel oder gar zur Zerstörung einzelner Klappenbestandteile.

Infektionen, Entzündung (Endokarditis)
Entzündungen des Endokards (der Herzinnenhaut) manifestieren sich meist im Bereich der Herzklappen, wobei die Aorten- und Mitralklappe aufgrund ihrer mechanischen Beanspruchung am häufigsten betroffen sind. Hierbei zeigt sich eine direkte bakterielle Besiedlung und nachfolgend Zerstörung des betroffenen Klappenapparates. Ursächlich sind meist akute oder chronische Infektionen, die durch Bakterien verursacht sind. Eine andere Ursache stellt das sogenannte rheumatische Fieber dar, bei dem es durch eine bakterielle Infektion durch Streptokokken im weiteren Verlauf zu einer allergischen Reaktion kommt, die zu entzündlichen Veränderungen im Bereich der Herzklappen führt.

Relative Herzklappenfehler
Im Rahmen einer Herzschwäche, einer sogennanten Herzinsuffizienz unterschiedlichster Genese, besteht eine Erweiterung des Herzmuskels, der auch den Klappenapparat betreffen kann.

Arten von Herzklappenersatz
Künstliche Herzklappen
Künstliche Herzklappen zeichnen sich durch eine nahezu unbegrenzte Haltbarkeit aus. Nach ihrem Aufbau unterscheidet man sogenannte Ein- und Zweiflügelklappen, deren mechanische Bestandteile aus einer speziellen Carbon-Titan-Legierung bestehen.

Ein Nachteil künstlicher Herzklappen ist die zwingende Antikoagulation mit blutverdünnenden Medikamenten, um eine Blutgerinnselbildung auf der Klappenoberfläche zu verhindern. Patienten mit künstlichen Herzklappen müssen lebenslang blutverdünnende Medikamente wie zum Beispiel Marcumar (Phenprocoumon) einnehmen. Unter dieser Medikation besteht eine verstärkte Blutungsneigung, deshalb muss die Blutgerinnung über regelmäßige Blutabnahmen (Quick-Wert, INR) durch den Hausarzt oder den Patienten selbst kontrolliert werden. Mechanische Herzklappen eignen sich aufgrund ihrer guten Körperverträglichkeit vor allem für jüngere Patienten.

Biologische Herzklappen mit Gerüst
Der Vorteil dieses Klappentyps ist, dass schon nach wenigen Monaten keine blutverdünnenden Medikamente eingenommen werden müssen. Biologische Herzklappen bestehen vorwiegend aus nativen Herzklappen vom Schwein oder Herzbeutelmaterial vom Rind und werden als Xenografts bezeichnet. Das Gewebe wird hierbei auf ein Gerüst (Stent) aufgezogen. Des Weiteren gibt es menschliche Herzklappen, Aorten- und Pulmonalklappen, die als Homografts bezeichnet werden. Die Haltbarkeit von biologischen Herzklappen ist jedoch eingeschränkt. Es kommt zu einem höheren Verschleiß dieser Klappenmodelle, die mit Gewebeveränderungen einhergehen und eine erneute Operation notwendig machen. Verkalkungen, die zu einer erneuten Einengung führen oder Entzündungen wären dabei nur einige, die zu nennen sind. Biologische Herzklappen eignen sich deshalb eher für ältere Patienten, bei denen solche Gewebeveränderungen langsamer fortschreiten.

Biologische Herzklappen ohne Gerüst (stentless Prothesen)
Bei diesen Herzklapenmodellen unterscheidet man je nach Herkunft sogennante Homografts (vom Menschen) von Xenografts (vom Rind oder Schwein). Vorteil dieser Herzklappen sind die hervorragenden hämodynamischen Flusseigenschaften. Ihre operative Implantation ist jedoch technisch wesentlich aufwendiger im Vergleich zu den anderen Herzklappenmodellen.

Leben mit einer künstlichen oder biologischen Herzklappe
Für die meisten Patienten ist nach einer Herzklappenoperation ein normales Leben ohne Einschränkungen mit einer normalen Lebenserwartung möglich.

Nach einer Herklappenoperation braucht das Herz mehrere Monate um sich von der zuvor bestehen Mehrbelastung durch den Herzklappenfehler zu erholen. Um eine Blutgerinnselbildung an der neuen Herzklappe zu verhindern, müssen je nach Klappentyp und -material für einige Monate oder lebenslang gerinnungshemmende Medikamente eingenommen werden. Eine exakte Kontrolle der Blutgerinnung durch den Arzt oder den Patienten selbst kann das Risiko für eine Gerinnselbildung oder Blutung so gering wie möglich halten.
Alle Patienten, die eine neue Herklappe erhalten haben, müssen immer dann, wenn Bakterien in die Blutbahn gelangen können - sei  es bei banalen Hautverletzungen, bei schweren Infektionen, bei komplexen Zahneingriffen oder bei anderen diagnostischen Untersuchungen wie bei einer Magen- und Darmspiegelung - durch die Einnahme von Antibiotika geschützt werden, um das Risiko einer Keimverschleppung auf die Herzklappen zu verhindern.