Ein Unternehmen der RHÖN-KLINIKUM AG

Anästhesie bei Kindern

 

Liebe Eltern,

wir betreuen Kinder aller Altersklassen während operativer Eingriffe und Untersuchungen in Narkose oder in Sedierung (Dämmerschlaf). Hierbei ist uns ein kindgerechter Umgang und das Vermeiden von unangenehmen Maßnahmen besonders wichtig.

In einem Aufklärungsgespräch erläutern wir nicht nur Ihnen alle anstehenden Maßnahmen, sondern erklären kindgerecht auch unseren kleinen Patienten den Ablauf am OP-Tag. Bei diesem Gespräch muss Ihr Kind anwesend sein.

Am OP-Tag ist es wichtig, dass Ihr Kind nüchtern bleibt. Für unsere Anästhesiemaßnahmen gelten folgende Nüchternheitsregeln:

 

  • Feste Nahrung (vollwertige Mahlzeit) bis 6 Stunden vorher
  • Fertigmilch bis 4 Stunden vorher (Säuglinge/Neugeborene)
  • Muttermilch bis 3 Stunden vorher (Säuglinge/Neugeborene)
  • Klare Flüssigkeiten (Wasser, Tee mit oder ohne Zucker, Saftschorle ohne Fruchtfleisch) bis 1 Stunde vorher

 

In bestimmten Situationen kann Ihr Kind eine leichte Mahlzeit bis 4 Stunden vor einer Narkose zu sich nehmen. Dies wird am OP-Tag individuell abgesprochen.

Die Empfehlung unserer Fachgesellschaft bestätigt, dass diese Vorgaben sicher sind. Längere Nüchternheitszeiten (z.B. aus besonderer Vorsicht) erhöhen nicht die Sicherheit, sondern können beispielsweise zu Unwohlsein oder Störungen im Wasser- und Zuckerhaushalt führen und sollen vermieden werden.

Wenn Ihr Kind vor kurzem geimpft wurde sollte – wenn möglich - ein gewisser Abstand zu einer OP eingehalten werden (3 Tage nach einer Impfung mit einem Totimpfstoff und 14 Tage bei einem Lebendimpfstoff). Generell wird nicht empfohlen, einen OP-Termin wegen einer kürzlich erfolgten Impfung und einen Impftermin wegen einer anstehenden OP zu verschieben. Nach einer Corona-Impfung sollte ein Abstand von mind. 5 Tagen eingehalten werden. Optimalerweise sollte vor einer OP (je nach Alter ihres Kindes) ein vollständiger Immunschutz gegen das neuartige Corona Virus bestehen.

Hat Ihr Kind vor einem geplanten Eingriff einen Atemwegsinfekt, ist es unter Umständen sinnvoll, den Eingriff zu verschieben. Dies ist u.a. abhängig von der Schwere des Infekts, von dem geplanten Anästhesieverfahren und von möglichen Vorerkrankungen Ihres Kindes.

Akute oder kürzlich abgelaufene Atemwegsinfekte können ein erhöhtes Risiko für eine Narkose darstellen. Schnupfen und trockener Husten bei Wohlbefinden und ohne Fieber sind im Regelfall kein Problem. Bitte kontaktieren Sie im Falle eines Atemwegsinfekts bei Ihrem Kind die für Sie zuständige operative Abteilung. Es wird dann besprochen, ob der Eingriff verschoben werden muss.

Normalerweise erhält Ihr Kind ungefähr 30 - 45 Minuten vor dem geplanten Eingriff einen Beruhigungssaft, der schon ein bisschen müde macht und Angst und Stress reduziert. Wenn es für Ihr Kind hilfreich ist, dann kann gerne der Schnuller oder das Lieblings-Kuscheltier mit in den OP gebracht werden. Falls Ihr Kind noch keinen Venenzugang zur Gabe von Medikamenten und Infusionen hat bekommt es mindestens 30 Minuten vor dem Eingriff eine Lokalanästhetika-haltende Betäubungs-Salbe ("EMLA-Creme") mit Folien-Pflaster auf üblicherweise die Handrücken und/oder die Ellenbeugen aufgetragen. Die Venenpunktion zur Einlage einer Venenverweilkanüle ist durch die Betäubungs-Salbe kaum zu spüren.

Wir versuchen alles, um die Trennungszeiten von Kind und Eltern möglichst kurz zu halten. Selbstverständlich können Sie Ihr Kind bis an die OP-Schleuse oder den Untersuchungsbereich begleiten und es auch gleich nach der Narkose wieder im Kinder-Aufwachraum in Empfang nehmen. Eine Begleitung in den OP und während der Anästhesie-Einleitung ist aus hygienischen und organisatorischen Gründen in aller Regel leider nicht möglich und kann daher nur in Einzelfällen z.B. bei körperlich oder geistig behinderten bzw. psychisch traumatisierten Kindern in Absprache mit dem betreuenden Anästhesie-Team ermöglicht werden.

Für eine verbesserte Schmerzbehandlung setzen wir bei geeigneten Operationen Regionalanästhesieverfahren ein. Diese Betäubung einzelner Körperregionen legen wir erst in Narkose an. Das häufigste Regionalanästhesieverfahren ist die sogenannte Kaudalanästhesie, bei der im Bereich des Kreuzbeins eine Spritze gesetzt wird. Die Kaudalanästhesie dient zur Schmerzbehandlung bei Eingriffen unterhalb des Nabels (und gegebenenfalls auch unterhalb des Rippenbogens).

Auch können bei uns ambulante Operationen durchgeführt werden. Diese sind bei gesunden Kindern prinzipiell ab einem Alter von 3 Monaten möglich. Wenn die Operationsschmerzen gut behandelt sind, Ihr Kind nicht an Übelkeit leidet, Ihr Kind essen und trinken kann und sich insgesamt in einem stabilen Zustand befindet, dann können Sie gemeinsam nach einer Abschlussvisite das Krankenhaus verlassen. Dies ist normalerweise nach einigen wenigen Stunden möglich. Nach einer ambulanten Narkose soll sich Ihr Kind für 24 Stunden körperlich schonen und in Begleitung einer erwachsenen Person bleiben. Bei relevanten Vorerkrankungen kann es für Ihr Kind sicherer sein, über Nacht im Krankenhaus zu bleiben.