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Radiojodtherapie

Schilddrüsenhormone beeinflussen das Herz-Kreislaufsystem, den Energiestoffwechsel, den Magen-Darm-Trakt und die seelische Befindlichkeit und sind damit auch für den menschlichen Körper unentbehrlich. Gerät dieser Hormonhaushalt durcheinander, etwa durch eine Schilddrüsen-Überfunktion oder -Unterfunktion, so kann dies zu ernsthaften Störungen verschiedener Körperfunktionen führen. Leider vermag im Normalfall eine medikamentöse Behandlung es nicht, das Problem dauerhaft zu lösen. Dies gelingt oft nur durch eine Radiojodtherapie oder durch die operative Entfernung der betroffenen Schilddrüsenteile. Die Radiojodtherapie kann überaktives Schilddrüsengewebe behandeln und ist dabei seit etwa 50 Jahren als wirkungsvolle und nebenwirkungsarme Behandlungsmethode anerkannt.

Im Vorfeld zur Therapie erfolgen mehrere vorbereitende Untersuchungen, die üblicherweise drei Tage in Anspruch nehmen. Am Tag der stationären Aufnahme wird dem Patienten das radioaktive Jod in Form einer oder mehrerer Kapseln verabreicht. Diese werden wie gängige Tabletten geschluckt und das so zugeführte Jod erreicht über den Magen und die Blutbahn die überaktiven Teile der Schilddrüse.

Ein gewisser Anteil des Jods wird dabei auch außerhalb der Schilddrüse im Körper angelagert. Dieser wird aber innerhalb einiger Tage nahezu vollständig über Blase, Darm und Atemluft ausgeschieden. Durch physikalische Zerfallsprozesse verliert das restliche, vorwiegend in der Schilddrüse gespeicherte Jod in den folgenden Tagen seine Radioaktivität.

Diese Form der Therapie hat dabei mehrere Vorteile. Zum einen reicht in den meisten Fällen eine einzige Therapie. Zum anderen kann sie in den restlichen Fällen problemlos wiederholt werden. Ein dritter großer Vorteil der Radiojodtherapie ist ihre gute Verträglichkeit. Nur in sehr seltenen Fällen treten Nebenwirkungen wie Druckgefühl im Halsbereich oder Magenbeschwerden auf. Dagegen lassen sich aber kurzfristig Medikamente verabreichen.

Die Radiojodtherapie bringt allerdings auch einen gewissen Nachteil mit sich. Ein Teil der im Körper entstehenden Strahlung ist Gamma-Strahlung. Diese besitzt eine größere Reichweite und kann daher auch außerhalb des Körpers gemessen werden. Die gültigen Strahlenschutzvorschriften in Deutschland machen es deshalb nötig, dass die Therapie mit einem stationären Aufenthalt in einer speziell dafür vorgesehenen Radiojodstation verbunden ist. Im Wesentlichen handelt es sich dabei um übliche Zweibett-Krankenzimmer mit normalen Betten und Fenstern, einer sanitären Einrichtung sowie Fernseher und Telefon. Der große Unterschied zum normalen Krankenhausaufenthalt ist, dass Sie die Station anfangs nicht verlassen dürfen und dass Sie während der Zeit Ihres Aufenthaltes keinen Besuch empfangen können. Die strengen Strahlenschutzvorschriften erlauben dies leider nicht. Daher sollten Sie sich genug Gegenstände zu Ihrer Beschäftigung mitbringen. Alle weiteren, durch den Strahlenschutz notwendigen Unterschiede wie zum Beispiel die spezielle Abwasserentsorgung und das gesonderte Sammeln und Reinigen der Bettwäsche, sind im Grunde für Sie nicht spürbar. Abhängig von der verabreichten Menge Jod und der damit verbundenen Länge Ihres Aufenthaltes ist es auch möglich, nach einigen Tagen die Station für gelegentliche Spaziergänge zu verlassen.