Ein Unternehmen der RHÖN-KLINIKUM AG
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Plastisch rekonstruktive Gesichtschirurgie

Schwere Erkrankungen, wie z. B. Tumore der Mundhöhle und der Gesichtshaut, angeborene Fehlbildungen und Unfallfolgen, führen oft zu ästhetischen und funktionellen Beeinträchtigungen des Gesichtes. Doch stellt die Erkrankung sehr viel mehr dar als „nur“ die nach außen sichtbare, körperliche Entstellung der Gesichtszüge

Seelische Belastungssituationen durch persönliche Unsicherheit, die zu Depressionen, sozialer Isolation und Rückzug führen, sind die inneren Narben, die Patienten erleiden. Neben einem empathischen Patientenverständnis, sozialer und psychologischer Betreuung ist zur Prävention der posttraumatischen Störungen besonders die baldige funktionelle und ästhetische Wiederherstellung der Patienten besonders wichtig und stellt eine besondere Herausforderung dar.

In unserer Abteilung legen wir besonderen Wert auf die zeitnahe, im Idealfall sofortige funktionelle und ästhetische Wiederherstellung des Patienten nach Traumaereignissen und Tumorerkrankungen durch Sofortrekonstruktionen, um neben der körperlichen Beeinträchtigung die psychische und soziale Belastungssituation zu minimieren. In einigen Fällen ist jedoch eine sofortige Wiederherstellung von Patienten aus vielerlei Gründen nicht möglich oder sinnvoll. Auch in diesen Fällen kann eine Wiedereingliederung durch Spätrekonstruktionen erfolgen. Beispiele für diese primären und sekundären Rekonstruktionen sind:
 

Narbenkorrektur

Auffällige Narben, die durch Verletzungen der Gesichtsweichteile entstanden sind, hinterlassen auch bei idealer primärer Wundversorgung gelegentlich auffällige Narben. In der interdisziplinären Zusammenarbeit mit der Abteilung für Dermatologie können wir ein breit gefächertes Spektrum von konservativen und chirurgischen Therapieformen, die auf die Gesichtsregion und die Narbenform ideal abgestimmt sind, anbieten.
 

Freie Hauttransplantate und Nahlappen

Häufig hinterlassen Tumorentfernungen oder Unfälle Gewebedefekte im Bereich des Gesichtes, die nicht direkt durch eine einfache Wiedervereinigung der Wundränder zufriedenstellend rekonstruiert werden können. Die Defekte können dann im Idealfall mit körpereigenem Gewebe aufgefüllt werden, damit möglichst unauffällige Narben entstehen. Im einfachsten Fall wird aus anderen Körperregionen Haut entnommen, die als freies Hauttransplantat in den Defekt eingebracht werden kann. Technisch anspruchsvoller, aber ästhetisch meist zufriedenstellender, ist die Defektrekonstruktion mit einem sogenannten Nahlappen, bei dem durch geschickte Präparation die Gesichtshaut so mobilisiert werden kann, dass der Defekt gedeckt werden kann. Bei beiden Techniken können zusammengesetzte Transplantate (composite grafts) aus verschiedenen Komponenten (Haut, Knochen, Knorpel, Schleimhaut) dazu verwendet werden, um komplexe anatomische Strukturen wie Ohr und Nase wiederherzustellen.
 

Mikrovaskulärer Gewebetransfer

Bei sehr großen Defekten des Gesichtes bzw. bei Defekten der knöchernen Strukturen reichen die Fläche oder das Volumen der Transplantate oft nicht aus, um ein zufriedenstellendes operatives Ergebnis durch herkömmliche Methoden zu erreichen. In diesen Fällen können an verschiedenen Stellen des Körpers geeignete Transplantate mit den eigenen zuführenden Gefäßen zur Blutversorgung entnommen werden, die in der Halsregion durch eine Gefäßnaht angeschlossen werden. Mehrere Transplantate dieser Art können bei sehr komplexen Rekonstruktionen auf Bedarf kombiniert werden.
 

Hautexpander

Bei ausgedehnten Defekten oder Narben, vor allem bei haarlosen Narben im Bereich der sonst behaarten Kopfhaut, kann die Therapie mit einem Gewebeexpander zu überaus zufriedenstellenden Ergebnissen führen. Bei diesem Verfahren wird in einem ersten operativen Schritt ein Gewebeexpander unter die Haut eingebracht. Dieser wird über einen Zeitraum von bis zu mehreren Monaten in regelmäßigen Abständen befüllt. Hierdurch wird die darüberliegende Haut zu neuem Wachstum angeregt. In einem zweiten operativen Eingriff wird der Expander entfernt, das zu ersetzende haarlose Hautareal entnommen und der hierbei entstandene Hautdefekt mit der neu gebildeten Haut bedeckt.
 

Epithesen

In wenigen Fällen ist auch mit großer plastisch-rekonstruktiver Erfahrung ein zufriedenstellendes, operatives Ergebnis nicht zu erreichen bzw. aufgrund der schweren Vorerkrankungen von Patienten eine ausgedehnte komplexe Operation nicht möglich. In diesen Fällen kann eine Epithese, die das verlorene Gesichtselement (Nase, Auge mit Augenlidern, Ohren) ersetzt, zu einem guten ästhetischen Ergebnis führen. In enger Zusammenarbeit mit einem anaplastischen Institut lassen wir für unsere Patienten Gesichtsepithesen fertigen, die auf von uns gesetzten Magnetsockelimplantaten einen guten Halt und komfortablen Umgang bieten.


Prof. Dr. Dr. Hans-Peter Howaldt

Kliniksdirektor Tel.: 0641/985-46271 Fax: 0641/985-46279 mkg@uniklinikum-giessen.de